Ich hätte nicht gedacht, dass es nach der Mongolei noch mal so schwierig werden könnte als Vegetarierin unterwegs. Aber die ersten Tage in Vietnam waren härter als ich erwartet hatte. Und frustrierend. Es stimmt, es gibt hier wahnsinnig leckeres Obst. Mango. Pomelo, Melone. Guave. Banane. Ananas etc. Aber wieviel Mahlzeiten hintereinander will hier irgendwer ernsthaft allein mit Obst bestreiten? Was sagt der Blutzucker zu all dem Fruchtzucker und die Zähne zu all der Säure? Ansonsten ist die vietnamesische Küche sehr fleisch-, fisch- und seafoodhaltig. Und das genaue Gegenteil von speziezistisch. Es gibt Schwein, Rind und Huhn aber auch Schlange, Insekten, Frösche, Krokodil, Ratte, Katze und Hund. Als Vegetarierin fällt das alles flach und dann bleibt gar nicht mehr so viel übrig. Oder? An Touri-Spots gibt es auch gebratenen Reis oder Nudeln, wahlweise mit Gemüse oder Ei. Nach dem dritten Tag aber auch ziemlich trostlos. In größeren Orten gibt es auch vegetarische bzw. vegane Restaurants, wenn man weiß, wie man danach suchen muss.
Nach einer Weile habe ich mich mit der vietnamesischen Küche arrangiert, meine Nischen gefunden und Mu sich mehr ans Seafood herangetraut, als er sich bei der Einreise wahrscheinlich hätte träumen lassen. Wir haben versucht möglichst viel Streetfood zu probieren, dass es extrem viel gibt und stets extrem günstig und meistens sehr lecker ist - sofern wir irgendwie herausfinden konnten, was überhaupt serviert wird. Manchmal kommt man echt nicht drauf, so anders ist die Küche im Vergleich zu zu Hause. Gekochte Wurst im Bananenblatt zum Beispiel... An wenigen Stellen merkt man noch den Einfluss der einstigen französischen Kolonialherren. Im Norden des Landes gibt es andere Spezialitäten als in der Mitte oder im Süden und auch der Schärfegrad variiert je Landesteil. Und: Vietnamesische Desserts sind jedes Experiment wert. Auch hier wäre ich oft im Leben nicht draufgekommen, welche Zutaten sich zu sehr leckerem Nachtisch verarbeiten lassen können, z.B. Che oder Süße Suppe. Gibt es in vielen Variationen, eine davon ist gesüßtes Ingwerwasser mit Erdnüssen im Tapiokmantel drin. Voll gut.
Über die letzten sechs Wochen ist keine Spur vom anfänglichen Frust über die vietnamesische Küche übriggeblieben. Unsere Zeit hier war ein kulinarisches Fest. Mehr dazu in den Bildern anbei...
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