Wohin steuert die Welt in den kommenden Jahrzehnten? Stichwort Klimawandel. Stichwort Brexit und EU. Stichwort China. Stichwort Aufrüstung. Stichwort anhaltende Kriege in Syrien, Jemen etc. Stichwort Terrorismus. Stichwort Trump. Etc. Immer Mal wieder kreuzten diese Themen entlang unserer Reise auf. In Gesprächen mit Familie und Freund*innen Zuhause, mit anderen Reisenden und Locals unterwegs. In Australien aber schien mir die Angst am stärksten spürbar. Vielleicht liegt es daran, dass viele Aussies ziemlich aufgeschlossen rüberkommen und man schneller mit Locals ins Gespräch kommt. Schneller und häufiger als in keinem anderen Land auf unserer Reise. Vllt liegt's vor allem daran, dass hier fließend Englisch gesprochen wird, man sich also leicht austauschen kann und sich Australien und europäische Länder als Teil des "Westens" kulturell näher sind, was ebenfalls den Kontakt erleichtert. Vllt liegt's auch an der gestiegenen Sensibilität nach den krassen Buschfeuern und die Wut auf ein Staatsoberhaupt, das hart vermieden hat irgendeine Verbindung zwischen Buschfeuern und Klimawandel zu ziehen. Oder am hohen Wohlstands- und Bildungslevel, das die Zeit und Kapazität freimacht, um sich globale Zukunftssorgen zu machen.

Die Buschfeuer waren, wenn ich jetzt nochmal drüber nachdenke, oft der Ausgangspunkt für Locals, um v.a. den Klimawandel anzusprechen, die eigene Angst zu thematisieren, die eigene Ohnmacht zu zeigen oder auch lauthals anzuklagen und klarzustellen, dass man in einer konsumgetriebenen ignoranten Welt der oder die einzige ist, die den Ernst der Lage erkannt hat.

Aber was entgegnen, wenn es heißt, der dritte Weltkrieg käme definitiv innerhalb der nächsten 50 Jahre. Wenn es heißt, China würde bald die Weltmacht übernehmen und dabei sicher einen guten Job machen. Wenn es heißt, ein Freund hätte angesichts anhaltender Zukunftsängste einen mental breakdown. Wenn es heißt, Trump und Johnson wären ein Segen für die USA bzw. UK und Raketentechnik wäre die einzige Lösung gegen den Klimawandel??!

Ein Backpacker glaubt, die Menschheit hätte noch fünf gute Jahre, um zu reisen und die Welt zu genießen. Danach würde es klimawandelbedingt zu starken Konflikten und vielen Toten kommen, bevor sich die Menschheit - stark dezimiert - wieder neu und friedlich ordnen kann. Da man diesen Trend nicht aufhalten könne, solle jede*r in den verbleibenden 5 Jahren tun, was ihm/ihr gefällt und ggf. noch ein paar praktische Überlebenskills lernen.

Mich verwirrt das alles sehr. Und ich pendel zwischen hart vom Mansplaining genervt sein, weil es meistens Männer sind, die plötzlich losargumentieren ohne Punkt und Komma. Manches als haarsträubende Unwahrheiten beiseitezuschieben oder drüber zu lachen und mich von anderen Aspekten wiederum betroffen zu fühlen. Was für ein Potpourri an Ängsten kursiert nur gerade durch die Welt und auf welcher rationalen Basis? Corona habe ich da noch gar nicht erwähnt.