Ein bisschen bekloppt sind wir schon, soviel steht fest. Als wir in Brisbane wegen Corona kurzerhand unsere Reisepläne komplett ändern mussten, hörte sich die Idee von Portugal nach Hause zu radeln so schön abenteuerlich an. Jetzt, bei 10-14 Grad vor Ort und sehr konkreten 2500 km vor der Nase denke ich mir: Alter Schwede, sind wir denn jetzt total durchgeknallt?
Und dann war da noch das kleine Problem mit der Ausrüstung. Meine allererste romantische Idee musste ich sehr schnell als ultranaiv und unhaltbar in die Tonne kloppen: 2500 km, zumal noch über die Pyrenäen, mit Klapprädern vom Baumarkt zu fahren, ist echt kein Spaß. Das machten uns auch sehr schnell die Tipps von Tim und Frauke klar, die gerade einmal durch Neuseeland strampeln. Gut, nächster Ansatz, wir marschieren einfach in 1-2-3 große Radläden in Porto vergleichen das Angebot, suchen uns zwei Räder aus, kriegen das nötige Zubehör inklusive und Zack kann's losgehen. Joar. Was soll ich sagen, die Wirklichkeit sah anders aus. Zuerst einmal konnten wir uns die großen Radläden gleich Mal in die Haare schmieren. Was wir fanden, waren ein paar über die Stadt versprenkelte kleine Lädchen mit jeweils ungefähr 10 Fahrrädern. Als wir die ersten vier abgelatscht waren, hatten wir drei Sachen verstanden: Öffnungszeiten bedeuten gar nichts, die Mittagspause in Porto dauert zwei Stunden und: So würden wir niemals fündig werden. Es sei denn, wir wollten mit nem chicen Hollandrad oder fancy Vintagebike los. Unsere Gastgeberin meinte dann auch: Porto sei absolut keine Fahrradstadt. Viel zu bergig, enge Straßen, crazy Verkehr. Unser Plan kam etwas ins wanken, unsere Laune bekam en Dämpfer. Nächster Ansatz: Auf zu Decathlon. Bei der ersten Filiale standen ca. 10 fette vollverfederte Mountainbikes. Wieder nix für uns. Uns gingen langsam die Ideen aus. In der zweiten Filiale fiel die Fahrradabteilung zu unserer großen Erleichterung deutlich größer und vielseitiger aus und dort wurden wir e-n-d-l-i-c-h fündig. Juchhuu! Während andere gerade Spaghetti und Dosenfleisch hamstern, sausten wir durch die Gänge und häuften Berge an Equipment an. Wir haben versucht, uns auf das nötige zu beschränken aber da wir natürlich bisher absolut nix zum Radfahren dabei hatten, wurde es doch ne ziemliche Shoppingorgie. Klingel, Gepäckträger, Helm, Flickzeug... Gleichzeitig haben wir unser Gepäck nochmal reduziert. Jetzt haben wir alles zusammen bzw. uns erfolgreich von Zeug getrennt und heute soll's losgehen. Langsam wollen wir's angehen lassen für unsere lahmen Ärsche und Beine, die ein Jahr lang nicht geradelt sind. Nebel und Niesel von gestern haben sich verzogen, wir wären soweit. Aufgeregte freudige Grüße von uns zwei Bekloppten.