Um unseren Zwischenstop in Pingyao (ein Post dazu kommt noch) ein wenig zu erweitern, sind wir heute mit neu gefundenen Freunden in die 80km entfernten Mian Shan Mountains gefahren, um dort schöne Natur, alte Tempel und große Wasserfälle zu entdecken. Dachten wir zumindest. Stattdessen gab es eine Lektion in chinesischer Tourismusindustrie.
Bei den Bergen handelt es sich im Prinzip um eine 20 km lange Schlucht, die ein kleiner Bach ins Gebirge gefressen hat, und an dessen Seiten schon vor Hunderten von Jahren buddhistische Klöster sich niedergelassen haben, und auch mehrere chinesische Kaiser sich kurzzeitig aufhielten. Leider ist es etwas schwer, sich darauf einlassen zu können, da das gesamte Gelände inzwischen eher eine Mischung aus Freizeitpark und Kulturstätte ist. Vom riesigen Eingangsgebäude aus fahren Busse im 5-Minuten-Takt ins Gebirge, oben angekommen herrscht reger Linienverkehr zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten. Allein diese Busfahrt ist allerdings schon imposant. Auf der am Abgrund gebauten Straße geht es an auf den Steilklippen Tempeln und (auf alt gemachten) Hotels vorbei, immer mit Blick die Schlucht entlang.
Am letzten Punkt angekommen, geht es den kleinen Bach immer entlang, an unzähligen kleinen und auch größeren Wasserfällen vorbei. Anfangs interessieren wir uns noch für die Hinweisschilder, die uns Geschichten von Mönchen und Poeten und Kaisern erzählen, die an dieser oder jener Stelle eine Weissagung erhalten oder eine andere göttliche Eingebung hatten. Aber ein Schild mit einer Legende alle zwanzig Meter, auf einer Strecke von drei Kilometern, wirkt auf uns dann doch ein wenig unglaubwürdig. Außerdem fällt auf: Viele Tempel, Pagoden, oder auch einfach nur der Weg, sind alle kunstvoll in Beton gegossen, selbst das schöne Wurzelwerk eines alten Baums entpuppt sich als Nachbau. Der sprichwörtliche Vogel wird dann am oberen Ende abgeschossen, als dann die Dinosaurier aufwarten, gespickt mit "alten" Pagoden.
Dazu kommt, dass an diesem Tag eine weitere Attraktion am Berg anwesend ist: Wir. Touristen aus dem Ausland sind hier Mangelware, der Berg scheint außerhalb Chinas kaum bekannt zu sein. Manu und Mia, die uns auf unserem Ausflug begleitet haben, und wir, sind vielfältig Objekt der Begierde, entweder mit einem einfachen "Hello!", oder entweder mit einem heimlich aufgenommenen Foto oder Video, oder direkt mit Nachfrage und Omi oder Opi oder Töchterchen an unserer Seite. Wir lassen die Fotosessions geduldig über uns ergehen, die gute Laune die man dabei anscheinend auslöst ist ein Stück weit auch ansteckend.
Den Rückweg treten wir weitgehend ohne Bus an, und erfreuen uns der schönen Ausblicke und der Abwesenheit anderer Touristen. Auf eins ist Verlass: Wenn es einen Bus gibt, dann werden die Chinesen nicht zu Fuß gehen.
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