Während in Deutschland vereinzelte Räume künstlich zum Schwitzen hochgeheizt werden, die man nur gegen Eintrittsgeld sowie mit vorherigem und nachgelagerten ausgiebigen Duschen betreten kann, läuft es in Vietnam genau andersherum. Hier sind weite Teile des Landes gerade Sauna und es gibt vereinzelte Räume, die künstlich zum Frieren gekühlt werden. Oder zumindest zum Nichtschwitzen. Manche Cafés, Bistros, die meisten Shoppingmalls und einige Zimmer in Ha Long haben Klimaanlagen. Alles andere muss ohne gehen oder mit Ventilator.

Ein ganzes Land schwitzt 24-7. Meine eigene Haut hat stets einen öligen Glanz, als hätte ich mich gerade eingecremt. Beim bloßen Sitzen läuft mir der Schweiß an Gesicht, Bauch und Rücken herunter. Nach Draußen nur mit Sonnenschirm, feuchtem Tuch und großer Wasserflasche. Immer schön langsam. Schon nach 5-10 Minuten langsamen Gehens kommt der Durst. Beim Treppensteigen geht der Atem schwer als würde ich gerade den Mount Everest besteigen, nur dass es dort jetzt gerade herrlich kalt wäre. Alles geht am besten langsam, sonst meldet sich ohnehin der Kreislauf in Form von Puddingbeinen und flimmernder Sicht.

Viele der Vietnames*innen tragen über ihrer Kleidung zusätzlich Ganzkörperanzüge, um ihre Haut zu bedecken, dazu eine Atemschutz- oder Gesichtsmaske und einen der typischen Bambushüte. Ich bin mir sicher, dass das sehr effiziente Maßnahmen sind, um sich vor UV-Strahlung zu schützen, trotzdem bleibt mir völlig schleierhaft, wie die Frauen die Hitze darunter aushalten. Manche tragen zusätzlich auch noch Handschuhe...
Was mir auch total unklar ist, ist wie man bei der Demmse in Landwirtschaft, Straßen- oder Hausbau überlebt, geschweige denn irgendwie produktiv wird. Gewöhnung? Gelassenheit? Gleichgültigkeit?

Überall dort, wo es Schatten gibt, sehe ich Menschen schlafen. Scheint eine ziemlich beliebte Methode zu sein, um der Hitze des Tages eine zeitlang zu entkommen und den Körper auszuruhen. Auf dem Plastikhocker auf dem Fischmarkt schläft eine Frau im Sitzen. Auf den Booten in der Bucht liegen Männer hingeflezt auf Bambusmatten. An einer überdachten Hausecke direkt an der Straße liegt ein Mann in seiner Hängematte. Auf der Baustelle liegen zwei Arbeiter in der Mittagszeit flach auf den Fliesen und ratzen. In der Markthalle haben sämtliche Verkäuferinnen Campingliegen ausgeklappt und schlafen zwischen ihrer Ware.

Ein Freund – ebenfalls in den Tropen unterwegs – schickt uns einen kurzen Clip, der zeigt, wie er nach erfolgreicher Gipfelbesteigung, sein schweißnasses T-Shirt auszieht und dann – ungelogen – auswringt!! Dass es in den Tropen warm ist, kommt jetzt natürlich nicht soo überraschend. Das ist siebte Klasse Geografieunterricht. Aber wie es sich anfühlt, darin zu leben, ist eine ganze andere Geschichte. Um noch kurz beim Schulthema zu bleiben: Im Biologieunterricht hieß es, die Haut sei mit ca. 2 Quadratmetern flächenmäßig das größte Organ des Menschen. Meine zwei Quadratmeter sind hier in den Tropen hart gefordert. Meine zwei bis vier Millionen Schweißdrüsen arbeiten Tag und Nacht wie blöd daran, mich vor Überhitzung zu schützen. Die aller anderen um mich herum anscheinend auch. Bislang habe ich noch niemanden abklappen sehen. Toitoi, dass das so bleibt.