1.738 Kilometer sagt die Mietwagenabrechnung. Das sind die Kilometer, die wir in den letzten vier Tagen größtenteils südwärts zurückgelegt haben. Wir haben eine sogenannte Relocation in Anspruch genommen, das heißt dass wir im Prinzip eine Überführung eines Mietwagens unternommen haben, zum symbolischen Preis von einem australischen Dollar am Tag, und außerdem 100 Dollar Spritgeld obendrauf. Dafür gibt es aber einen engen Zeitrahmen, in dem das Auto am Zielort ankommen muss, und die Freikilometer orientieren sich auch am direkten Weg zwischen Start und Ziel. Und natürlich, die Angst vor platten Reifen und Steinschlag lässt uns noch das Versicherungspaket obendrauf nehmen, und am Ende ist es mit dem einen Dollar natürlich nicht getan, aber gut.
Gefahren sind wir einen Toyota Landcruiser, umgebaut mit Pop-Top-Dach, ausfahrbarer Küchenzeile, und Kühlschrank, mit Allrad und zwei 80 Liter Sprit fassenden Tanks. Nach einem großzügigen Einkauf im örtlichen Woolworths-Supermarkt fühlen wir uns gewappnet für die australische Weite.
Der erste Stopp und auch die erste Übernachtung führt uns in den Litchfield Nationalpark. Den Kakadu-Nationalpark, der größte australische Nationalpark und direkt bei Darwin gelegen, lassen wir doch links liegen, nach Anraten der Mietwagenverleiherin, dass dort zu trocken ist und alle Wasserfälle trocken liegen. Aber es soll das Regensaison sein? Sei's drum. Die Buley Rockholes und die nahegelegene Florence Falls im Litchfield Nationalpark haben jedenfalls genügend Wasser, damit wir unsere erste wohlverdiente Abkühlung bekommen. Auch am Campingplatz für die Nacht sind wir mit dem ersten mit dem Auto gekochte Abendessen äußerst zufrieden.
Der nächste Tag beginnt mit dem Wecker um 6 Uhr, die aufgehende Sonne hat den Tag noch nicht so sehr aufgeheizt, so dass unser Bad unterm Wasserfall fast schon zu kalt ist. Danach: ordentlich Strecke machen. Unser Ziel für den Abend ist Daly Waters, einen Zwischenstop wollen wir am Katherine Gorge einlegen, abseits der Stadt Katherine. Nach einem kleinen Einkauf in Katherine (mit Eis!) dort angekommen, realisieren wir: Wir verlassen die "kühle" Küstenzone, und mittags ein bisschen gemütlich rumlaufen ist nicht mehr zu empfehlen. Selbst den 800 Meter entfernten Viewpoint meiden wir, weil es zu dem nämlich erstmal bergauf geht. Nein danke. Also weiter, mit Zwischenhalt an einer der zahlreich (also alle 30 bis 50 Kilometer) vorhandenen Rastplätze. Mit Sonnenuntergang erreichen wir das Daly Waters Historical Pub, eine urige Kneipe, mit viel Lokalkolorit, aber auch mit allerlei Mitbringsel und Souvenirs der vielen internationalen Gäste die hier Halt gemacht haben. Den Campingplatz mit Pool und Duschen nehmen wir auch gerne in Anspruch, die Wetterapp versucht uns zu überzeugen, dass die Luft nach Sonnenuntergang schon auf 39 Grad abgekühlt hat.
Der dritte Tag beginnt wieder um sechs Uhr morgens, diesmal ohne morgendliches Schwimmen. Wir verbringen den Tag größtenteils auf der Straße, und beobachten die Landschaft, wie sie dabei ist immer trockener und karger zu werden. Von Verkehr ist eigentlich nicht mehr wirklich zu reden. Hier und dort mal ein Mietwagen mit Touristen, oder immer wieder mal eine sogenannte Road Train: Lastwagen mit bis zu vier Anhänger, die die Güter im Outback verteilen oder direkt von Küste zu Küste eilen. Man versteht, warum der Stuart Highway, den wir befahren, so gut ausgebaut ist. Auch wenn kaum genutzt, ist er für die Versorgung der Gemeinden entlang der Strecke immens wichtig. Ein weiteres Feature der Road Trains sind die großzügigen Kuhfänger. Die regelmäßig verteilten Kadaver von Känguruhs, Wallabees, und auch Kühen in diversen Stadien der Zersetzung zeugen davon, dass man einem LKW mit vier Anhänger nicht im Weg herumstehen sollte. Ein kurzer touristischer Ausflug ist die Telegrafenstation bei Tennant Creek. Wir lernen, dass vor dem Highway im 19. Jahrhundert eine lange Telegrafenleitung von Süd nach Nord verlegt wurde, mit regelmäßigen bemannten Stationen, verbunden mit dem Unterseekabel Richtung Java. Die Nachrichten wurden jeweils von den Stationen empfangen und weitergeleitet, auf diese Weise konnte eine Nachricht von Adelaide im Süden Australiens bis nach London in sieben Stunden geschickt werden. Den Berichten, die begeistert von ihrem mehrtägigem Aufenthalt in dieser Station während ihrer Fahrradtour von Melbourne nach Darwin erzählen können wir fast nur schwer glauben, wir verziehen uns lieber schnell wieder in unser klimatisiertes Fahrzeug. Eine Zeit später dann das nächste touristische Highlight: Die Devils Marbles, die Teufelsmurmeln, oder Karlu Karlu. Für die örtlichen Stämme der Aboriginals ist dieses Gebiet heilig, und man versteht warum. Die meiste monotone Steppe wird abgelöst durch riesige Felsformationen, die sich wie große Murmeln in der Landschaft verteilen, manche aufgestapelt, manche in zwei Teile zerbrochen.
Als die Sonne zum Untergang ansetzt, entscheiden wir uns, einfach an einem Rastplatz am Highway unser Lager aufzuschlagen und dort zu übernachten. Es bietet sich uns ein klarer Himmel mit Vollmond, und eine ruhige Nacht, die nur selten vom Vorbeidonnern der Road Trains unterbrochen wird.
Heute dann, die letzten 300 Kilometer Richtung Alice Springs. Die Geduldsfäden werden dann doch etwas dünn, genau wie das Sitzfleisch, und die Strecke bietet außer einigen erstaunlich langen und geraden Straßenabschnitten (teilweise mehr als 50 Kilometer schnurgerade Strecke!) nicht viel. Um so mehr sind wir erfreut als wir in unserer Unterkunft für die nächsten zwei Tage ankommen, und direkt den Pool testen können. Hoffen wir, dass die Zeit reicht, um zu regenieren. Übermorgen bekommen wir das nächste Auto für die Fahrt nach Adelaide.
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