Ästhetik and Brutalität allgegenwärtigen Mülls
Gepostet von Judith
am 21.03.19
(Tag 32)
in Albanien
waste
thoughts
Dramatisch-sperriger Titel und dramatisch ist die Müllsituation in Albanien wirklich. Du triffst ihn überall, in rauen Mengen, an den abgelegensten Orten. Der Müll liegt am Straßenrand genauso wie mitten in der Stadt, am Meer, irgendwo im nirgendwo in den Bergen, direkt neben zentralen Touristenattraktionen und Naturdenkmälern. er schwimmt direkt neben Trinkwasserquellen. Er flattert wie Weihnachtsdeko im Wind im Gestrüpp, er säumt die Ufer sämtlicher Flüsse, er liegt eingebacken im Asphalt oder verteilt sich mit dem Wind in alle Richtungen. Es ist vor allem Plastik in jedweder Form, Tüten über Tüten, Plastikflaschen, Styropor, aber auch Bauschutt, Dachpappen und Teer, Kleidung, ... .
Eine Müllabfuhr gibt es wohl, aber gegen die Müllberge kommt sie nicht an. Hier im Hostel zum Beispiel sammeln wir den Müll auf unwegsamen Gelände direkt hinterm Haus. Und da wir Trinkwasser kaufen müssen und jedes Lebensmittel einem in Extratüten gereicht wird (selbst Bananen), fällt da täglich einiges an Plastik an. Es ist soviel Müll überall, dass es richtig wehtut. Und gleichzeitig weiß ich, dass in Deutschland viel mehr Müll produziert wird, auch wenn wir ihn dort hübsch sortieren und auf großen Mülldeponien sammeln. Wenn wir uns für kurze Zeit Mal das albanische Müllmanagement ausleihen dürften, würden Zero-Waste-Ansätze vermutlich sehr schnell massentauglich. Dann würde sich der Fokus vllt effektiver von der Mülltrennung aufs Müllvermeiden verlagern. In Albanien juckts mir jedenfalls in den Fingern aufzuspringen und Müll wegzusammeln, aber hier braucht's eher en systemischen Ansatz. Am liebsten bald bevor sich das ganze Plastik zerreibt und sich als Mikroplastik kaum sichtbar in die Landschaft schmiegt und bevor täglich neue Müllberge dazukommen.